Ich fühle, also bin ich
GUTE GEFÜHLE


Ich fühle, also bin ich
Entsprechend Antonio Damasio einem der führenden Emotionsforscher sind Emotionen chemische und neuronale Reaktionen im Gehirn, die einzig und allein dazu da sind, um vorteilhafte und günstige Umstände für unser Überleben zu schaffen. Gefühle steuern unser Verhalten, ohne dass wir uns dessen bewusst sind, sagt Damasio
Hirnzellen oder Neuronen sind elektrisch erregbare Zellen, die mit Hilfe von chemischen Signalen Informationen aufnehmen, verarbeiten und weitergeben. Sie sind die grundlegenden Elemente des Nervensystems. Um auf die Umwelt reagieren zu können, transportieren die Neurone eines Menschen Reize
Somatische Marker
Solche Reize leiten uns in eine bestimmte Richtung. Zum Beispiel warnen sie vor Dingen, mit denen wir schon schlechte Erfahrungen gemacht haben oder stimulieren uns andererseits in Form positiver Gefühle, um etwas zu suchen wieder zu finden oder zu tun. Ihr Sitz ist in den alten Teilen unseres Gehirns. Oft wiederholte Reize werden dabei verstärkt und markieren dadurch bestimmte Gefühlserfahrungen.
Antonio Damasio nennt sie somatische Marker. Sie sind die Grundlage aller unserer Entscheidungen ohne dass wir dessen bewusst sind. Mit anderen Worte sind es die Gefühle, die uns im Alltag fast alle Entscheidungen treffen lassen. Auch wenn wir es glauben, nur selten spielt der kühle Kopf dabei eine Rolle.
ERklär
Was sind Gefühls-Stempel, die dich prägen?
Und jetzt kommt etwas ganz Spannendes! Jedes Mal, wenn du ein starkes Gefühl hast, macht dein Körper einen unsichtbaren „Gefühls-Stempel“ in dein inneres Erinnerungsbuch. Wissenschaftler nennen das „somatische Marker“.
Stell es dir so vor:
Du fasst einmal aus Versehen auf eine heiße Herdplatte. Aua! Das tut weh und du erschrickst. Sofort drückt dein Körper einen dicken, roten „VORSICHT HEISS!“-Stempel in dein Buch. Wenn du das nächste Mal in die Nähe der Herdplatte kommst, sieht dein Bauchgefühl sofort diesen roten Stempel. Noch bevor du nachdenken kannst, ruft es: „Halt, Stopp!“ und du ziehst deine Hand automatisch zurück. Dein Gefühl hat dich beschützt!
Das Gleiche passiert bei schönen Dingen. Wenn du das erste Mal in eine saftige Erdbeere beißt, macht dein Körper einen leuchtend goldenen „SUPER LECKER!“-Stempel. Wenn du später Erdbeeren riechst, siehst du innerlich diesen goldenen Stempel und bekommst sofort Appetit und Lebensfreude.
Diese Gefühls-Stempel sind deine persönlichen Wegweiser. Sie helfen dir blitzschnell zu entscheiden, was gut für dich ist (GO!) und wovor du dich schützen musst (STOP!). Sie sind deine geheime Schatzkarte für ein glückliches und sicheres Leben.
im Alltag
Lena: (Nimmt einen Schluck Wein) Mmh, der ist wirklich köstlich, Markus. Eine super Wahl!
Markus: Freut mich, dass er dir schmeckt! War eine reine Bauchentscheidung. Ich stand vor dem Regal, habe fünf Etiketten gelesen und bei diesem hier einfach ein gutes Gefühl gehabt.
Stefan: (Schmunzelt) Ah, das berühmte Bauchgefühl. Ich hätte wahrscheinlich online Testberichte verglichen und eine Pro-und-Kontra-Liste erstellt. Am Ende entscheidet bei mir doch immer der kühle Kopf.
Lena: Ach, komm. Du tust nur so. Ich hab dich neulich bei der Wohnungssuche beobachtet. Die eine Wohnung hatte auf dem Papier alles, was wir wollten – perfekte Lage, super Preis. Aber als wir drin standen, hast du sofort gesagt: „Hier fühlt es sich nicht richtig an.“ Das war doch reines Gefühl, oder?
Stefan: (Denkt nach) Stimmt schon... Es war irgendwie bedrückend. Aber das ist doch irrational. Man sollte sich von so etwas nicht leiten lassen.
Clara: Gar nicht! Genau darum geht es doch. Ich habe neulich einen faszinierenden Artikel gelesen. Da stand, dass wir ohne unsere Gefühle gar keine vorausschauenden Entscheidungen treffen könnten. Dieser „kühle Kopf“ ist ein Mythos. Unser Gehirn nutzt frühere Erfahrungen, um uns blitzschnell zu sagen, ob sich etwas gut oder schlecht anfühlt.
Markus: Das kann ich total unterschreiben! Erinnert ihr euch, als ich vor zwei Jahren das Jobangebot bei dieser großen Firma hatte? Finanziell top, super Position. Mein Verstand hat gejubelt. Aber bei jedem Gespräch hatte ich einen Kloß im Hals, mein Magen hat sich verkrampft. Ich habe es damals nicht verstanden und nur auf mein komisches Gefühl hin abgesagt. Ein halbes Jahr später habe ich gehört, was für ein toxisches Arbeitsklima dort herrscht. Mein Körper wusste es längst vor meinem Kopf.
